Nordschweden – und besonders Norrbotten als größte Region des Landes – wird gerne etwas verklärend als „die letzte Wildnis Europas“ bezeichnet. Das bezieht sich besonders auf die zum Teil abgelegenen Nationalparks Sarek, Padjelanta, Stora Sjöfallet und Muddus, die das Prädikat „Laponia-Welterbe“ tragen. Es braucht allerdings keinen Nationalpark, um vom Ferienhaus in Norrbottens herrliche, stille Natur aufzubrechen: Prägende Landschaftsmerkmale sind Nadelwälder, ab etwa 700 m Höhe Bergtundra, Feuchtgebiete sowie fast 7.000 km2 Gewässer.

Ferienhaus in Norrbottens län vergleichen und direkt buchen

Kiruna – eine Stadt zieht um

In Norrbotten lagern (immer noch) gewaltige Eisenerzvorkommen, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts abgebaut werden. Ohne diese Bodenschätze würde es Kiruna nicht geben; die sog. Erzbahn verbindet die knapp 20.000 Einwohner zählende Stadt sowohl mit dem norwegischen Hafen von Narvik an der Nordsee als auch mit Luleå an der Ostsee. Zurzeit ist Kiruna in den internationalen Medien präsent: Die Stadt zieht gut 5 Kilometer nach Osten um, da die näher kommende Eisenerzgrube den bisherigen Siedlungskern gefährdet. Die zuständige Firma LKAB fährt Touristen in speziell vorbereitete Minen, wo ihnen der Erzabbau anschaulich vorgeführt wird.

Luleå, die Hauptstadt Norrbottens

Als größte Stadt Norrbottens ist das am Bottnischen Meerbusen gelegene Luleå auch Sitz der regionalen Verwaltung. Die Erzbahn verbindet sie über Kiruna mit dem norwegischen Narvik, wichtige Arbeitgeber sind Hafen und Stahlwerk. Der 1.000 Jahre alte Siedlungskern Gammelstad liegt wegen der Landhebung heute einige Kilometer landeinwärts. Da hier, rund um die alte Kirche, rund 400 Häuschen bewahrt sind, in denen früher die von weither angereisten Kirchgänger übernachten konnten, gehört Gammelstad inzwischen zum UNESO-Weltkulturerbe. Wahrzeichen des neueren Luleå ist der Dom (1893), eines der ältesten Gebäude, da die Stadt 1887 fast vollständig niederbrannte.

Pajala oder der Charme der Peripherie

An der Grenze zu Finnland versteckt sich das Dorf Pajala. In der gleichnamigen Gemeinde kommt auf 1 Quadratkilometer nicht mal ein Mensch – eine Gegend wie geschaffen, um vom (urbanen) Alltag abzuschalten und sich unmittelbar in die Natur zu begeben. Junge Einheimische mögen eine andere Perspektive haben, wie es der Film „Populärmusik aus Vittula“ (2004) erzählt. Die viel beachtete Literaturvorlage lieferte Mikael Niemi aus Pajala. Ein anderer Sohn der Siedlung war Lars Levi Læstadius (1800-1861), der sich als Prediger gegen soziale Missstände und den verbreiteten Alkoholismus engagierte. Sehenswert in Pajala ist die größte Sonnenuhr überhaupt.

Jokkmokk als Zentrum samischer Kultur

Die Gemeinde Jokkmokk ist mit über 19.334 km2 nicht viel kleiner als Hessen. Die Ortschaft Jokkmokk ist der schwedische Klassiker, wenn es um die Ursprungsbevölkerung der Sámi geht. Beim einwöchigen Wintermarkt Anfang Februar leben jahrhundertealte Traditionen auf, wenn Menschen aus einem riesigen Einzugsgebiet zusammentreffen und Händler ihre Waren feilbieten. Ganzjährig zu besichtigen ist Áittje, das Museum zur Bergwelt und samischen Kultur. Dem Umland entsprechend, wachsen im Botanischen Garten Fjällträdgården vor allem Gebirgspflanzen. Südöstlich der Siedlung erhebt sich der Talvatisberget; sein Aussichtsplatz Storknabben ist einfach zu erwandern.

Verkehrsknotenpunkt Gällivare

Gällivare ist der nördliche Endbahnhof der Inlandsbahn (nach Mora und Südschweden). Für Touristen ist das gut 10.000 Einwohner zählende, an den Europastraßen 10 und 45 gelegene Städtchen in erster Linie Verkehrsknoten- sowie Ausgangspunkt zu den großen Nationalparks: Gällivare am nächsten liegt der wildreiche Muddus; ein Tagesausflug ist allerdings ein sportliches Unterfangen, da sich die Kilometer auf den wenigen Pfaden addieren, wollen Sie von den Urwäldern und Mooren mehr als nur einen flüchtigen Eindruck erhaschen. Relativ leicht zu erwandern ist dagegen der nahe Berg Dundret (827 m) im gleichnamigen Naturreservat, der über der Baumgrenze aufragt und eine tolle Aussicht freigibt.

Outdoorurlaub in Arvidsjaur

Die rund 4.600 Einwohner zählende Siedlung Arvidsjaur liegt im Süden von Norrbotten und auch südlich des Polarkreises. Hier kreuzen sich die Europastraße E 45 und der Silvervägen (Silberweg) zwischen Skellefteå und Norwegen. Arvidsjaur ist Station auf der Inlandsbahn und verfügt über einen Flughafen, der zeitweise Direktflüge von und nach Deutschland im Angebot hat. Während mehrere Hügel (zwischen 500 und 600 m Höhe) schöne Wanderziele abgeben, eignet sich das bewaldete und an Gewässern reiche Umland ebenso gut zum Angeln und Paddeln. In Storberg und am Südufer des Sees Gråträsket gibt es eine Kanuzentrale mit Bootsvermietung.

Winter in Norbotten
© vichie81 - stock.adobe.com

Fakten zur Region Norbotten (Norbottens län)

Stand 2023
Fläche 98.911 km²
Einwohnerzahl ca. 250.000
Bevölkerungsdichte 2,52 Einwohner pro km²
Anteil Gesamtbevölkerung Schweden 2,37 %
Anzahl an Gemeinden 14
Größte Stadt Luleå (ca. 50.000 Einwohner)
Landesteil Norrland/Nordschweden

Nein. Lappland bezeichnet nicht nur die gleichnamige Landschaft im Westen Norrbottens, sondern vor allem ein sehr großes, länderübergreifendes Gebiet in Nordeuropa, das den historischen Lebensraum der Ursprungsbevölkerung umfasst und bis nach Russland reicht. Wobei die indigene Bevölkerung die Bezeichnung Lappen als abwertend auffasst. Wer sich bemüht, sagt Samen (was im Deutschen aber schon in anderen Zusammenhängen gebraucht wird); wer Ahnung hat, sagt Sámi, wie die Indigenen selbst. Lappland nennen sie übrigens Sápmi.

Im hohen Norden Schwedens gibt es zurzeit fünf Flughäfen mit interessanten Verbindungen: Luleå, Kiruna, Arvidsjaur, Gällivare, Pajala; die drei erstgenannten unterhalten die meisten Verbindungen nach Deutschland. Meistens ist dabei Umsteigen in Stockholm angesagt. In den letzten Jahren haben sich zumindest im Winter einige Direktflüge z.B. nach Arvidsjaur etabliert; bei entsprechender Nachfrage könnte das Angebot auch auf den Sommer ausgedehnt werden.

Wer einmal im Sommer in Norrbotten war, dürfte irgendwann im Winter wiederkommen. Das Polarlicht ist im dunklen Winterhalbjahr natürlich besser zu beobachten als im Sommer, wenn die Sonne in Norbotten nicht mehr (richtig) untergeht. Von Januar bis März, wenn laut Statistik die wenigsten Niederschläge fallen und seltener Wolken durchziehen, sind die Aussichten wesentlich günstiger als im (für gewöhnlich eher wechselhaften und niederschlagsreicheren) Herbst. Auf dass die Statistik stets Recht behalte …